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Für einige Zeit ist alles ganz normal, dann durchkreuzen immer wieder blutige Durchfälle und Schmerzen im Unterbauch den Alltag. Diese schubartig auftretenden Beschwerden sind typisch für die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn. Etwa 120 bis 200 Menschen pro 100.000 Einwohner sind deutschlandweit betroffen, vor allem junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren.

Morbus Crohn kann überall im Magen-Darm-Trakt auftreten. Am häufigsten kommt die Entzündung im letzten Abschnitt des Dünndarms und im Anfangsbereich des Dickdarms vor. Heilbar ist die Erkrankung zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Medikamente und operative Therapien können jedoch helfen, beschwerdefreie Phasen deutlich zu verlängern. 

Noch unklar: die Entstehung von Morbus Crohn

Durch die Nahrung, die wir täglich zu uns nehmen, steht unser Darm im ständigen Austausch mit der Umwelt. Eine robuste Schleimschicht schützt die Darmwand dabei vor Bakterien. Bei Morbus Crohn scheint das anders zu sein: Die Barrierefunktion des Darms ist geschwächt, die Darmflora verändert sich und Entzündungen entstehen. Jeder Darmabschnitt kann betroffen sein und Schmerzen sowie Durchfälle verursachen. Da Morbus Crohn gehäuft in Familien vorkommt, scheint eine genetische Veranlagung eine Rolle zu spielen. 

Weitere typische Beschwerden

Nicht nur die wiederkehrenden Durchfälle lassen Betroffene schließlich einen Arzt aufsuchen. Auch Gewichtsverlust, Fieber und Abgeschlagenheit sind typische Beschwerden bei Morbus Crohn. Werden Nahrungsbestandteile nicht mehr ausreichend vom Darm aufgenommen, kann es zu Mangelernährung und bei Kindern außerdem zu Wachstumsstörungen kommen. Auch außerhalb des Darms kann sich die Erkrankung bemerkbar machen. So leiden rund 20 bis 40 Prozent der Betroffenen unter darmfernen Beschwerden wie Gelenkentzündungen (Arthritis), Augenentzündungen oder Hautveränderungen. 

Die ärztliche Diagnose

Suchen Sie aufgrund Ihrer Beschwerden Ihren Arzt auf, wird er Ihnen zunächst viele Fragen stellen. Denn auch andere Erkrankungen können ähnliche Beschwerden verursachen. Dazu zählen zum Beispiel infektiöse Durchfallerkrankungen, ein entzündeter Blinddarm, Unverträglichkeiten oder ein gereizter Darm. 

Vor allem die Abgrenzung zu anderen chronischen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa ist zunächst nicht immer eindeutig. Weitere Untersuchungen können Klarheit schaffen, zum Beispiel:

  • Blutuntersuchung
  • Untersuchung einer Stuhlprobe 
  • Bildgebende Verfahren, z. B. Ultraschall und Magnetresonanz-Tomographie (MRT) 
  • Darmspiegelung (Endoskopie) und ggf. Untersuchung des Dünndarms mit einer kleinen Videokapsel, die der Patient schluckt (Kapselendoskopie)  
  • Ggf. Untersuchung einer Gewebeprobe aus dem Darm

Behandlung: zunächst konservativ

Das Ziel einer Morbus-Crohn-Therapie ist es, beschwerdefreie Phasen zu verlängern und Entzündungsschübe schnell wieder in den Griff zu bekommen. Entzündungshemmende Medikamente können - als Tablette oder als Infusion verabreicht - den Darm zur Ruhe kommen lassen. Gute Erfolge können auch mit Antikörpern erzielt werden, die dauerhaft das Immunsystem hemmen und die Entzündungsbereitschaft senken. Antibiotika können zusätzliche, durch Bakterien hervorgerufene Entzündungen lindern.

Ist ein akuter Schub mit Medikamenten nicht ausreichend zu kontrollieren, kann im Rahmen einer Operation der betroffene Darmabschnitt entfernt werden. Dabei wird sparsam und möglichst darmschonend operiert. So können auch Engstellen oder sogenannte Fisteln versorgt werden, bei denen sich die Entzündung einen Weg durch die Darmschleimhaut gebahnt hat. Ist eine Operation erforderlich, um Ihre Beschwerden zu lindern, wird Ihr Arzt diesen Schritt ausführlich mit Ihnen besprechen. 

Forschung in vollem Gange

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind heute gut behandelbar. Heilen kann die Medizin sie zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht und die Wissenschaft ist weiterhin auf der Suche nach neuen Therapien. Aktuell wird unter anderem am sogenannten Mikrobiom geforscht, der natürlichen bakteriellen Darmflora. Sie unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und scheint einen Einfluss auf die Darmgesundheit zu haben. Genau das wollen Forscher in Zukunft nutzen, um die Entzündungsbereitschaft des Darms zu beeinflussen.

Was im Alltag hilft 

Läuft es im Darm nicht rund, stellen sich viele Betroffene vor allem Fragen zur richtigen Ernährung. Eine spezielle Diät für chronisch-entzündliche Erkrankungen gibt es jedoch nicht. Grundsätzlich gilt: Genießen Sie Lebensmittel und Speisen, die Ihnen und Ihrem Bauch schmecken. Im Verlauf der Darmerkrankung kann Ihr Körper eine Unverträglichkeit entwickeln, zum Beispiel gegen den Milchzucker Laktose. Ein Nahrungsmittel verstärkt Ihre Beschwerden? Dann verzichten Sie am besten darauf.

Auch die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen kann durch eine chronische Entzündung beeinträchtigt sein, besonders während eines akuten Krankheitsschubes. Achten Sie daher grundsätzlich auf eine ausgewogene, vitaminreiche und vielseitige Ernährung. Mehrere kleine Mahlzeiten am Tag, fettarme Lebensmittel und eine tägliche Trinkmenge von zwei bis drei Litern können dabei helfen. 

Während eines Schubes sollten Sie auf ballaststoffreiche Kost verzichten. Statt Kohl und Hülsenfrüchten können Sie beispielsweise auf gedünstetes Gemüse oder Kartoffeln zurückgreifen. Bei starken Beschwerden können flüssige und hochkalorische Drinks (sogenannte Astronautenkost) helfen, Sie mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen.

Auch die folgenden Tipps können den Alltag mit Morbus Crohn erleichtern: 

  • Gehen Sie frühzeitig zum Arzt, wenn Sie einen Krankheitsschub kommen sehen. So kann schnell eine Therapie begonnen werden. Lassen Sie auch in beschwerdefreien Zeiten regelmäßig Ihre Blutwerte kontrollieren.
  • Werden Sie Nichtraucher! Studien zeigen, dass Sie auch Ihrem Bauch damit Gutes tun. Ihr Verzicht kann sich positiv auf die Häufigkeit von Schüben auswirken. Rauchen gilt zudem als Risikofaktor für die Entstehung von Morbus Crohn.
  • Suchen Sie Gespräche mit Familie und Freunden oder nehmen Sie professionelle Unterstützung in Anspruch. Das kann den Umgang mit Ihrer Erkrankung erleichtern und Ihre Lebensqualität spürbar steigern.
  • Finden Sie einen Weg, um Stress abzubauen, zum Beispiel durch Entspannungsübungen oder körperliche Aktivität. Ein Zusammenhang zwischen Stress und akuten Schüben gilt als möglich und wird von Betroffenen berichtet. 

Selbsthilfe bei CED

Der Selbsthilfeverband Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung DCCV e. V. unterstützt und berät Menschen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED). Auf der Homepage finden Sie zahlreiche Unterstützungsangebote und können sich mit anderen Betroffenen austauschen.