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Viele Erwachsene mit ADHS suchen sich eigene Strategien, um mit ihrer Erkrankung umzugehen. Manche Menschen probieren zum Beispiel Entspannungstechniken aus oder suchen in Selbsthilfegruppen Unterstützung. Andere empfinden Sport als hilfreichen Ausgleich.

Manche Erwachsene mit ADHS benötigen mehr Unterstützung, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Für sie kann eine Behandlung mit Medikamenten und / oder Psychotherapie sinnvoll sein. Medikamente können wirksam gegen die ADHS-Hauptsymptome wie Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit helfen. In einer Verhaltenstherapie erlernt man verschiedene Möglichkeiten, mit den Verhaltensauffälligkeiten und ihren Folgen im Alltag besser umzugehen.

Wie wirken ADHS-Medikamente?

Zur Behandlung von ADHS werden vor allem Präparate mit dem Wirkstoff Methylphenidat (zum Beispiel in Medikinet adult oder Ritalin adult) eingesetzt. Diese Medikamente wirken, indem sie unter anderem die Konzentration der Nervenbotenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn erhöhen. Diese Botenstoffe übertragen Informationen zwischen Nervenzellen und spielen eine wichtige Rolle für die Gedächtnisfunktion und das Lernen. Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass das Gehirn Reize von außen besser filtern kann. Dadurch verbessern sich die Aufmerksamkeit und Konzentration. Auch eine Behandlung mit Lisdexamfetamin (Handelsname Elvanse) ist möglich - vorausgesetzt, dieses Mittel wurde bereits vor dem 18. Geburtstag eingenommen.

Wenn diese Medikamente nicht helfen, kommt eine Behandlung mit Atomoxetin (Handelsname Strattera) infrage. Atomoxetin hat einen anderen Wirkungsmechanismus, erhöht aber ebenfalls die Noradrenalin-Konzentration im Gehirn.

Können Medikamente Erwachsenen mit ADHS helfen?

Bisherige Studien deuten darauf hin, dass Methylphenidat auch bei Erwachsenen die Aufmerksamkeit verbessern und die Hyperaktivität und Impulsivität mildern kann. Allerdings ist das Mittel für Erwachsene weniger gut untersucht als für Kinder und Jugendliche. Unter anderem hatten die Studien nur geringe Teilnehmerzahlen, und die Teilnehmenden wurden nur über wenige Wochen beobachtet. Zu den Nebenwirkungen von Methylphenidat gehören Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Schlafstörungen.

Wenn eine Behandlung mit Methylphenidat nicht hilft, kommt das Mittel Atomoxetin infrage. Atomoxetin kann zu Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, trockenem Mund und Schlaflosigkeit führen. Zudem kann es Erektionsstörungen oder sexuelle Lustlosigkeit auslösen.

ADHS-Medikamente können manchmal auch den Blutdruck erhöhen und den Puls beschleunigen. Vor einer Verordnung überprüfen Ärztinnen und Ärzte daher die Herzgesundheit.

Ein Rezept für ADHS-Medikamente wird in der Regel von Ärztinnen und Ärzten mit geeigneter Fachrichtung ausgestellt. Dazu gehören zum Beispiel Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Neurologie. Medikamente sollten außerdem nur im Rahmen einer umfassenden Behandlung verschrieben werden, die zum Beispiel eine Psychotherapie beinhalten kann.

Wann kann eine Psychotherapie sinnvoll sein?

Eine ergänzende Psychotherapie wie die Verhaltenstherapie kann bei psychischen oder emotionalen Problemen helfen, gegen die Medikamente nichts ausrichten können. Eine Psychotherapie ist eine Alternative, wenn die Medikamente nicht wirken oder man keine Medikamente nehmen möchte. Sie kann auch sinnvoll sein, wenn jemand erst im Erwachsenenalter von der Diagnose erfährt und Unterstützung benötigt, um die Erkrankung zu verstehen und besser zu verarbeiten. Eine Psychotherapie kann zudem helfen, wenn die ADHS von anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen begleitet wird.

Es gibt weniger Studien zum Nutzen einer Psychotherapie als zum Nutzen von Medikamenten bei Erwachsenen mit ADHS. Die vorhandenen Studien deuten aber darauf hin, dass eine Psychotherapie wirksam sein kann. Allerdings gibt es bislang nicht so viele Psychotherapeutinnen und -therapeuten, die sich auf ADHS im Erwachsenenalter spezialisiert haben. Außerdem kann es mehrere Wochen oder Monate dauern, bis ein Behandlungsplatz frei wird.

Andere Behandlungen als Medikamente und Psychotherapie sind für Erwachsene bislang nicht in aussagekräftigen Studien untersucht worden.