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Die künstliche Bauchspeicheldrüse - gemeint ist damit kein neues Organ aus dem Labor. Es handelt sich um ein intelligentes System aus einem Sensor und einer Pumpe für Insulin, das für Typ-1-Diabetiker entwickelt wurde. Es misst den Blutzucker, warnt vor Unterzuckerungen und verabreicht selbstständig Insulin. In Zukunft soll die Technik Diabetiker davon befreien, ständig an ihren Blutzucker denken zu müssen. Solche Geräte sind zurzeit in der Erprobungsphase, sie sollen 2020 auf den Markt kommen.

Bald ein Rundum-sorglos-Paket?

Sensoren, die kontinuierlich den Blutzucker messen, sind nicht neu. Diabetiker müssen die Daten zurzeit noch selbst interpretieren und die Insulindosis bestimmen. Solange man schläft, sind die Systeme nicht praktikabel. Auch Insulinpumpen kommen schon bei einigen Patientengruppen zum Einsatz, zum Beispiel bei schwer einzustellenden Typ-1-Diabetikern oder bei Diabetikern mit einem wechselnden Tagesrhythmus, etwa bei Angestellten im Schichtdienst. 

Die Schwierigkeit besteht darin, Sensor und Pumpe zu einem sogenannten selbstdenkenden System zu verknüpfen. Das Problem: Unser Stoffwechsel ist wie eine hochkomplexe, fein abgestimmte Maschine. Übernimmt ein Programm die Steuerung, kann ein Rechenfehler gefährliche Konsequenzen haben. Wenn Sie zum Beispiel Sport treiben, passen Sie in der Regel schon vorher Ihre Insulindosis an. Die künstliche Bauspeicheldrüse dagegen misst erst während der Aktivität eine Veränderung des Blutzuckerspiegels und reagiert verzögert. Herkömmliche Insulinpumpen sind also darauf angewiesen, von Betroffenen mit Informationen gefüttert zu werden.

Studien zeigen, dass die künstliche Bauchspeicheldrüse Typ-1-Diabetikern den Blutzucker regulieren und zum Beispiel bei nächtlichen Unterzuckerungen reagieren kann. Das System schnitt besser ab als die Diabetiker, die selbst die Dosis ihres langwirksamen Insulins bestimmten. Auch Typ-2-Diabetiker in stationärer Behandlung erreichten in einer Studie bessere Blutzuckerwerte mit der künstlichen Bauchspeicheldrüse. 

Ein Organ aus dem Labor

2013 pflanzten Diabetesforscher einem Typ-1-Diabetiker Zellen einer Bauchspeicheldrüse in den Bauch. Sie produzierten selbstständig das lebenswichtige Hormon Insulin und funktionierten wie eine echte Bauchspeicheldrüse. Dank einer speziellen Art von Verpackung der Zellen tolerierte der Körper des Diabetikers die fremden Zellen ohne weiteres Zutun der Ärzte. Ein großer Erfolg, denn bisher müssen Empfänger von Transplantaten Medikamente mit starken Nebenwirkungen nehmen, um die Abstoßung der seltenen Spenderzellen zu verhindern. Derzeit wird intensiv an der Methode weitergeforscht.